Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange by Rick Riordan

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange by Rick Riordan

Autor:Rick Riordan [Riordan, Rick]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 2013-11-03T23:00:00+00:00


Als ich sie geschrieben sah, verstand ich mit einem Mal ihre Bedeutung: Hapi, erhebe dich und greife an. Aber was sollte das bedeuten?

Zumindest lenkten die Hieroglyphen das Nilpferd ab. Es ließ mich los und schnappte nach ihnen. Mein Avatar löste sich auf. Ich fiel ins Wasser – meine Magie war aufgebraucht, mein Schutzschild verschwunden und ich war bloß der kleine Carter Kane im Schatten eines Sechzehn-Tonnen-Nilpferds.

Das Monster verschluckte die Hieroglyphen und schnaubte. Es schüttelte den Kopf, als hätte es gerade eine Chilischote verputzt.

Super, dachte ich. Setnes Megamagie hat ein Appetithäppchen für ein Teufelsnilpferd herbeigerufen.

Da brüllt Setne vom Boot: »Warte! Drei, zwei, eins …«

Rings um mich brodelte der Nil. Unter mir explodierte eine große Masse brauner Algen und hob mich gen Himmel. Instinktiv klammerte ich mich fest und langsam wurde mir klar, dass es sich bei den Algen nicht um Algen handelte. Es waren Haare auf einem gewaltigen Kopf. Der Riese erhob sich aus dem Nil, größer und größer, bis das Nilpferd im Vergleich fast putzig aussah. Von meinem Platz auf seinem Kopf konnte ich nicht viel über den Riesen sagen, aber seine Haut hatte ein dunkleres Blau als die meines Vaters. Seine braunen Zottelhaare waren voller Flussdreck. Sein Bauch war dick angeschwollen und er schien nur mit einem Lendenschurz aus Fischschuppen bekleidet zu sein.

»BRRRAAHHHHHH!« Das Nilpferd stürzte nach vorn, der blaue Riese jedoch packte es an den unteren Stoßzähnen und hielt es einfach fest. Durch die Wucht des Aufpralls wäre ich fast von seinem Kopf gefallen.

»Juhu!«, brüllte der blaue Riese. »Nilpferdwerfen! Ich liebe dieses Spiel!« Er holte mit den Armen aus, als wolle er einen Golfball wegschlagen, und schleuderte das Monster aus dem Wasser.

Es gibt nicht viel, was so krass aussieht wie ein fliegendes Riesennilpferd. Es schlingerte heftig und trat mit den Pummelbeinen um sich, als es über die Sümpfe segelte. Schließlich knallte es in der Ferne gegen einen Kalksteinfelsen und löste eine kleine Lawine aus. Felsbrocken fielen auf das Nilpferd. Als sich der Staub legte, war von dem Monster nichts mehr zu sehen. Auf der Uferstraße fuhren nach wie vor Autos. Fischerboote gingen ihrer Arbeit nach, als wären blaue Riesen, die gegen Nilpferde kämpften, an diesem Abschnitt des Nils nichts Außergewöhnliches.

»Macht voll Spaß!«, jubelte der blaue Riese. »Wer hat mich überhaupt herbeigerufen?«

»Hier oben!«, rief ich.

Der Riese erstarrte. Er tastete vorsichtig seinen Kopf ab, bis er mich fand. Dann ergriff er mich mit zwei Fingern, watete ans Ufer und setzte mich vorsichtig ab.

Er deutete auf Zia, die versuchte, an Land zu schwimmen, und auf die Egyptian Queen, die den Fluss hinuntertrieb; das Heck lag schief und qualmte. »Sind das Freunde von dir?«

»Ja«, sagte ich. »Könntest du ihnen bitte helfen?«

Der Riese grinste. »Bin gleich wieder da!«

Ein paar Minuten später war die Egyptian Queen sicher vertäut. Zia saß neben mir am Ufer und wrang Nilwasser aus ihren Haaren.

Setne schwebte neben uns und sah, auch wenn seine Arme nach wie vor festgebunden waren, ziemlich selbstzufrieden aus. »Tja, vielleicht traust du mir nächstes Mal einfach, Carter Kane!« Er nickte dem Riesen zu, der vor uns stand und noch immer grinste, als fände er es richtig schön, bei uns zu sein.



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